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Stand 09.09.2016
Boxenbau Projekt 2:
Omnipolarstrahler
von K. Föllner
Frontboxen:
Zu Hause verwende ich ein Paar Rundumstrahler, die nach
dem Cheap Trick 165 aus K&T nachgebaut wurden,
allerdings mit so einigen Modifikationen. Die Boxen sind
bestückt mit je einem 17cm Tief- (C 17 WH-69) und 26mm
Hochtöner (D 26 TF-05-06) aus dem Hause Vifa.
Original-Design: (K&T)
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Da ich bereits Fragen zum Nachbau bekam, Es gibt
einen besseren Nachfolgebausatz mit neueren
Treibern, ebenfalls von Vifa.
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Es wurde die Bassreflex-Abstimmung verändert, das Volumen
wurde von 28 auf 17 Liter verkleinert, dadurch wird der
Bass nicht so tiefreichend, aber präziser. Die Box ist
außen nun 66cm hoch und besitzt einen quadratischen
Querschnitt von 215x215mm. Auch Anordnung und Design der
Kegel und des Reflexrohrs habe ich abgewandelt, da mich
das vorgegebene Design nicht überzeugte (sah etwas zu
billig aus). Das konische 5,5-7 cm Bassreflexrohr aus dem
Originalbausatz befindet sich nun "unsichtbar" im Boden,
da die seitliche Montage irgendwie daneben aussieht. Damit
es seine Wirkung entfalten kann, wurde die Box auf 4
höhenverstellbare Spikes gestellt, so dass man mindestens
einen Abstand von 3cm zum Boden hat. Die (4 pro Box)
abschraubbaren Spikes sind aus dem Conrad-Katalog, dort
kosten sie etwa 8,-Euro. Das Rohr habe ich nicht gekürzt,
so dass es eine Länge von 145 mm besitzt. Lieber etwas
länger als zu kurz, denn eine Überhöhung ist eher zu hören
als eine leichte Welligkeit.
Die Halterungen der Kegel sind nicht pyramidenförmig,
sondern mit waagerechten Leisten auf Röhrchen mit einem
Durchmesser von ca. 1cm. Hier ist stabiles Material nötig.
Die Gehäuseplatten wurden nicht nur einfach aneinander
geleimt, sondern mit einer stärkeren (ca. 4cm) Leiste in
der Ecke verklebt und dann verschraubt. Sämtliche
Schrauben sind versenkt, um sie anschließend gut zu
überspachteln. In die obere Gehäuseplatte wurden an jeder
Ecke ein spezielle Holz-Schraube, die ein M4-Gewinde
besitzt, verklebt. So konnte eine Gewindestange
eingeschraubt werden. Dann wurde auch diese Konstruktion
verspachtelt.
Am aufwändigsten war die Abrundung der Ecken, was mit
einer selbst gefeilten Lehre ganz gut gelang. Damit
reduziert man Phantomschallquellen, die sonst an den Ecken
entstehen, auf ein Minimum. Auch eine Phase, wie im
Original, ist sicher hilfreich. So wurden auch die
horizontalen Platten (zur Befestigung der Kegel und des
Hochtöners oben) immer stark abgerundet.
Meine Lautsprecher beschichtete ich nach dem schwarzen
Grundieren (Matt-Schwarz) mit grau-schwarzem Granitspray,
das im Baumarkt für etwa 10 Euro pro Dose erhältlich ist.
Man benötigt nur 2 Dosen davon.
Die Kegel wurden aus Aktenkarton zusammengeklebt (auf Stoß)
und mehrfach mit Lack-Schwarz übersprüht, um sie extrem
stabil und hart zu bekommen. Um Bewegungen der Kegel zu
minimieren, wurden beide Kegel so weit wie möglich mit
Silikon gefüllt und oben eine dünne Sperrholzscheibe zur
Stabilisierung eingeklebt, in die der Hochtöner
eingeschraubt wurde. Der obere kleinere Kegel ist ebenfalls
mit Silikon gefüllt (komplett) und besitzt auch eine
eingeklebte Sperrholzscheibe, an die die obere Querleiste
geklebt wird. Anschließend wurde die gesamte Box mit
Acryl-Klarlack übersprüht, um die Granit-Beschichtung zu
schützen. Drinnen wird dann noch Dämmwolle zu einer Rolle
gedreht und in die Box gesteckt. Dies ist zwingend
notwendig, um die bei etwa 2kHz liegende Gehäuseresonanz zu
unterdrücken, was sonst sehr deutlich zu hören wäre.
Trotz des schlechten Wirkungsgrads (laut K&T ca. 84
dB/(1W1m)) und der Maximalleistung von ca. 80/120 W pro Box
ist das System noch ausreichend pegelfest bei kleinen bis
normalen Wohnräumen. Durch die Konstruktion mit den Kegeln
gehen demnach ca. 6...8 dB "verloren". Dies ist aber nur
scheinbar weniger, da der Anteil am reflektierten Schall
wesentlich höher als bei "normalen" Boxen ist. So wird in
einem normalen Wohnraum der Pegel durch den Raumanteil um
schätzungsweise etwa 3dB ansteigen, da man sich nicht in
einer Messkammer unter Freifeldbedingungen befindet.
Die untere Grenzfrequenz von etwa 60 Hz reicht zur Not aus,
der Bass bleibt jedoch stets präzise. Überrascht war ich
trotzdem vom Tiefgang, Bassmo Bills Tiefstbass kam richtig
gut, das hätte ich den "kleinen" 17ern nicht zugetraut. Man
kann beide Rundumstrahler geschlossen betreiben, die untere
Grenzfrequenz liegt dadurch bei etwa 100 Hz, die Präzision
wird noch einmal deutlich verbessert. Wer größere
Lautstärken hört, sollte es geschlossen und wenn möglich
auch aktiv abgetrennt betreiben und das Reflexrohr
verschließen (notfalls nur mit Dammwolle) und einen
zusätzlichen Subwoofer benutzen. Das ist bei den neuen
digitalen Mehrkanalsystemen heute schon Standard und so
meist kein Problem mehr.
Die Frequenzweiche wurde gegenüber dem Original nicht
verändert: Die guten Chassis erlauben eine Trennung mit je
einem Filter erster Ordnung, eine Spule L (etwa 1mH Luft,
R=0,2...0,6Ohm) vorm Tieftöner, sowie ein Folienkondensator
C (6,8 µF MKT aus dem Original-Bausatz) samt 2
Ohm-Widerstand (2W) vor dem Hochtöner sind die einzigen
Behinderungen auf dem Signalweg. Wer es optimal machen will,
kauft Zinnfolien-Kondensatoren und verwendet
Metalloxidwiderstände. (Größe siehe unten bei der
Klangbeschreibung)
Durch ein neues Terminal wird auch ein Anschluss via
Bi-Wiring oder Bi-Amping erlaubt.
Hier sind die Thiele-Small-Parameter des Tieftöners "Vifa
C 17 WH-69" (laut K&T 6/96):
DC-Widerstand |
Re |
5,6 Ohm |
Resonanzfrequenz |
fs |
43 Hz |
mech. Güte |
Qms |
2,1 |
elektr. Güte |
Qes |
0,34 |
Gesamtgüte |
Qts |
0,29 |
Äquivalentvolumen |
Vas |
45 Liter |
Membrandurchmesser |
d |
(13,5 cm) |
Membranfläche |
Sd |
(145 qcm) |
Schalldruck |
SPL |
92 dB |
Chassis-Eigenvolumen |
V |
(0,3 Liter) |
Klangbeschreibung:
Diese Lautsprecherkombination, die an Material unter 350,-
Euro kostete, braucht einen Vergleich selbst mit
Fertigboxen von vielleicht 1500,- Euro pro Box nicht zu
fürchten.
Denn:
Die räumliche Abbildung der Rundumstrahler ist echter
Wahnsinn. Ziemlich breite und tiefe (!) Staffelung, völlig
losgelöst von den Lautsprechern. Sie dürfen meiner Meinung
nach aber nicht völlig frei aufgestellt werden, damit die
virtuelle Bühne gut nachgebildet wird. Bei mir ist der
Wandabstand etwa 50 bis 60cm. Aber das ist sicherlich
Geschmackssache. Wer extrem anspringende Klänge und
Räumlichkeit (direkte Breitbandsysteme) wünscht, ist mit
diesem Paar sicherlich nicht überglücklich. Klanglich gibt
sich das Vifa-Paar spritzig. Beim Test mit einem ziemlich
harschem CD-Player wurde das Klangbild schnell aggressiv
und hart. Der Hochtonbereich wirkte bei mir überzogen, so
dass hier ein zusätzlicher Widerstand (je nach Raum bis 3
Ohm) im Hochtonzweig Pflicht wurde. Die Gewebekalotte ist
extrem ehrlich und offenbarte jegliche Fehler in der
Kette. Die harten Höhen verringern sich auch, wenn die
Chassis entsprechend gut eingeschwungen ist, was nach
einigen Tagen im normalen Betrieb passiert sein sollte.
Der laute Hochtonbereich verringert sich auch durch
Abnahme des Diffusschalls zum Beispiel bei stärker
bedämpften Räumen. Das Klangbild ist stark abhängig vom
Raum!
Heute betreibe ich dieses Paar als Frontlautsprecher in
einem Surroundsystem. Hinten sind 2 Dipole.
Hochton-Dämpfung des Serienwiderstandes:
1,0 Ohm ca. 1,0 dB
1,8 Ohm ca. 1,8 dB
2,2 Ohm ca. 2,1 dB
2,7 Ohm ca. 2,5 dB
3,3 Ohm ca. 3,0 dB
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